Nachrichten
„Gesellschaft funktioniert nur im Zusammenspiel“
„Feuerwehrleute setzen sich täglich der Gefahr aus, im Einsatz, zum Schutz der Menschen, selber verletzt oder gar getötet zu werden. Da sind tätliche Angriffe gegenüber Feuerwehrleuten unverzeihlich, und die Gesellschaft hat sich schützend vor uns zu stellen“, verlangte Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), heute bei der 65. Delegiertenversammlung in Erfurt.
„Rettungsmaßnahmen dauern ihre Zeit. Wir wollen professionell helfen. Jeder Fehler kann tödlich sein. Aber wir haben nicht die Zeit, uns noch einen Parkplatz zu suchen. Es kann daher vorkommen, dass wir die Straße blockieren. Es ist in solchen Situationen nicht cool, die Rettungskräfte anzupöbeln. Das beschleunigt nicht unsere Arbeit“, so DFV-Vizepräsident Lars Oschmann bei seinem bewegenden Appell zum Thema „Gewalt gegen Einsatzkräfte“. „Bei aller Individualität darf man nicht vergessen, dass die Gesellschaft nur funktioniert, wenn alles zusammenspielt“, erklärte Oschmann. Die Delegierten aus ganz Deutschland beschlossen einstimmig die Resolution „Unsere Einsatzkräfte – unsere Sicherheit! Nein zur Gewalt gegen Feuerwehrangehörige“ (siehe Pressemitteilung 59/2018).
„Ich bin fest davon überzeugt, dass die Menschen bei Einführung eines allgemeinen Dienstpflicht-Jahres dann auch wieder mehr Respekt gegenüber den Feuerwehrleuten im Einsatz zeigen werden“, erklärte Hartmut Ziebs. Für ihn stehe hierbei im Mittelpunkt, „dass wir junge Menschen wieder verstärkt an die Gesellschaft und die Gemeinschaft heranführen können“, so der DFV-Präsident.
„Feuerwehrleute sind immer mehr Gewalt ausgesetzt. Diesem Geschehen ist mit allen Möglichkeiten des staatlichen und zivilgesellschaftlichen Handelns entgegenzuwirken – von konsequenter Anwendung des verschärften Strafrechts bis hin zur Prävention“, bekräftigte Udo Götze, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales. Er erklärte, dass für eine gesamtgesellschaftlich verstandene Kriminalprävention die Koordinierung von Aufgaben verschiedener Träger notwendig sei. „Wir brauchen eine gute Vernetzung, um Ihnen in Ihrer täglicher Arbeit zu helfen“, wandte er sich an die Delegierten. „Sicherheit geht vor kommerziellen Interessen“, resümierte Steffen Linnert, Beigeordneter für Bürgerservice, Sicherheit und Wirtschaft der Stadt Erfurt.
Forderungen zu Katastrophenschutz und Unfallversicherung
„Wer die Feuerwehren im Rahmen der Sicherheit in unserem Land nicht ordentlich ausstattet, der meint es auch mit der inneren Sicherheit Deutschlands nicht ernst“, forderte Hartmut Ziebs den Bund zudem im Rahmen der Versammlung zu notwendigen Ersatzbeschaffungen der überalterten Löschfahrzeuge, Schlauchwagen und ABC-Erkundungsfahrzeugen für den Katastrophen- und Zivilschutz auf.
„Dort, wo der Bund Einfluss nehmen und auch Geld in die Hand nehmen kann, soll es den optimalsten Unfallversicherungsschutz im Falle eines Unfalles geben“, ergänzte er zur Anerkennung von ehrenamtlichem Engagement. Die Thematik wird aktuell auf Initiative einer Bundestagsfraktion im Bundestag beraten.
Einen umfangreichen Erfahrungsbericht des Waldbrand-Einsatzes in Schweden gab der niedersächsische Brandrat Martin Voß. Er gab den Delegierten und Gästen im Congress Center Einblicke in Ablauf und Organisation des ersten Einsatzes deutscher Kräfte im Rahmen des EU-Gemeinschaftsverfahrens.
DFV und Öffentliche Versicherer würdigen innovative Ideen
Bereits zum fünften Mal würdigten die öffentlichen Versicherer gemeinsam mit dem Deutschen Feuerwehrverband die drei innovativsten Neuentwicklungen bei deutschen Feuerwehren, die dazu beitragen, Personen- und Sachschäden zu mindern oder zu vermeiden. Die Freiwillige Feuerwehr Neufahrn in Niederbayern (BY) hat beim Feuerwehr-Innovationspreis IF Star 2018 den ersten Platz belegt. Für ihren Prototyp, der das automatische Setzen von Faltsignalen bei der Verkehrsabsicherung ermöglicht, überreichte Arno Vetter, Abteilungsleiter Risk Management Gewerbe/Industrie bei der SV SparkassenVersicherung, gemeinsam mit DFV-Vizepräsident Hermann Schreck die Bronzeskulptur des Innovationspreises IF Star. Der zweite Platz ging an die Freiwillige Feuerwehr Endingen am Kaiserstuhl (BW) für eine neue Technik der Schlauchaufwicklung, den dritten Platz belegte die Freiwillige Feuerwehr und Stadtjugendfeuerwehr Balingen (BW) mit einem neuen mobilen Ausbildungssystem.
Im Vorfeld der Delegiertenversammlung hatte der Thüringer Feuerwehr-Verband zu einer Festveranstaltung zum 150-jährigen Jubiläum geladen. Zudem fand im Augustiner-Kloster ein Ökumenischer Gottesdienst statt. Der Deutsche Feuerwehrverband dankt der Daimler AG sowie der Telekom Deutschland GmbH für die freundliche Unterstützung der 65. Delegiertenversammlung.
Foto: Matthias Oestreicher/DFV